Augenheilkunde

Warum Sie Ihrem Tier regelmäßig tief in die Augen blicken sollten...

Eine Situation, die viele Tierhalter*innen kennen: der Vierbeiner kneift plötzlich das Auge zu, ist von Augenausfluss geplagt und zeigt Schmerzen.

In dieser Lage bieten sich, so scheint es zunächst, zwei Möglichkeiten: die Tierärzt*in zu Rate ziehen oder erst einmal abwarten. Warum Sie von letzterer Option bitte in jedem Fall absehen sollten, erfahren Sie im Folgenden.

Symptome einer Augenerkrankung

Die Anzeichen für diverse Augenerkrankungen äußern sich in den meisten Fällen auf eine ähnliche Art und Weise. Allgemein gilt: eine Erkrankung des Auges ist immer eine Indikation für eine tiermedizinische Behandlung, denn die Sehkraft ist ein wichtiges Gut, welches zwingend geschützt werden sollte. Hierbei spielen Sie als Besitzer*in eine große Rolle und können den Verlauf der Erkrankung durch frühzeitiges Erkennen entscheidend beeinflussen. Dabei sollten Sie folgende Aspekte beachten:

Physiologisch sollte dieser klar sein und den Augenwinkel in der Regel nicht übermäßig verlassen. Erhöht sich die produzierte Menge, oder enthält der Ausfluss Beimengungen wie Blut oder Eiter, ist dies ein dringendes Anzeichen dafür, dass das Auge untersucht werden muss!

Die Augen des Tieres sollten auf beiden Seiten symmetrisch und ausreichend weit geöffnet sein. Gibt es hierbei Abweichungen, ist auch dies schon ein Hinweis auf eine Erkrankung des Auges und sollte abgeklärt werden.

Diese äußern sich beispielsweise durch häufiges Reiben des Auges, vermehrtes Blinzeln oder durch Abwehrbewegung bei Berührung des Kopfes.

Können das gesamte Auge „hervorstehen“ lassen oder sich zum Beispiel am Lidrand oder der sonstigen Umgebung des Auges bilden.

Zeigen sich in der Regel als gräulicher Schleier der Hornhaut, welcher sich durch den starken Kontrast zur dunklen Pupille gut abhebt.

Untersuchung des Auges

Im Bereich der Augenheilkunde sind im Laufe der Zeit diverse Geräte entwickelt worden, um sich auch die verborgenen, innenliegenden Strukturen des Auges zugänglich zu machen. Diese ermöglichen eine präzise Beurteilung und Diagnose des Auges. Deshalb sollte bei einer Augenerkrankung immer tiermedizinischer Rat eingeholt werden. Denn so kann Ihrem Tier bestmöglich geholfen und die Therapie genau auf die Erkrankung Ihres Vierbeiners abgestimmt werden.

Einige dieser Untersuchung erfordern ein Weitstellen der Pupille, was zur Folge hat, dass Ihr Tier danach für eine kurze Zeit etwas lichtempfindlich sein könnte.

Wichtig ist bei der Augenuntersuchung, dass stets beide Augen betrachtet werden, damit auch frühzeitige Prozesse schnell erkannt werden können.

Ermöglichen eine Beurteilung des Augenhintergrundes. Somit kann die Netzhaut und ihre Gefäße sowie der Sehnerv beurteilt werden.

Dieses Gerät wird benutzt, um die Hornhaut, die vordere Augenkammer, den Kammerwinkel, die Iris und Pupille sowie die Linse zu untersuchen und ermöglicht der untersuchenden Person eine räumliche Betrachtung dieser vorderen Strukturen des Auges

Hierbei handelt es sich um ein Gerät zur Messung des Augeninnendruckes. Das Rebound Tonometer beinhaltet ein kleines, am vorderen Ende abgerundetes Messstäbchen, welches auf die Hornhaut tippt, ohne dabei einen Lidschluss auszulösen. Über die Spannung, die das Auge dem Tonometer entgegensetzt, kann das Gerät den Augeninnendruck berechnen. Dieses Vorgehen ist für Ihr Tier völlig schmerzfrei und bedarf daher keiner vorherigen örtlichen Betäubung.

Mit Hilfe einer fluoreszierenden, also bei Einfall von Licht leuchtenden, Flüssigkeit können Verletzungen in der Hornhaut detektiert werden. Dies sollte bei unklarer Ursache für eine Augenerkrankung immer durchgeführt werden, um das richtige Medikament für die Behandlung festzulegen. Denn es ist sehr wichtig, dass bei einer Hornhautverletzung die korrekten Medikamente angewendet werden. Deshalb bitte niemals eine noch „in der Hausapotheke“ befindliche Augensalbe von der letzten Augenverletzung ohne tiermedizinische Abklärung anwenden!

Mit Hilfe von zwei speziell für diese Untersuchung entwickelten Papierstreifen wird der Gehalt an Tränenflüssigkeit überprüft. Denn ein Mangel an Tränenflüssigkeit führt zu erhöhter Reibung, Irritation und Schmerzen. Dies kann aber durch den Einsatz von Augentropfen in der Regel gut ausgeglichen werden und verschafft direkt Linderung.

Augenerkrankungen des Pferdes

Unsere Pferde sind als Fluchttiere ganz besonders auf ihre Sehfähigkeit angewiesen. Zum Teil treten Augenerkrankungen bei Pferden plötzlich auf und erfordern ein sofortiges Eingreifen.

Auch unter dem Begriff Mondblindheit bekannt, ist die bei Pferden am häufigsten vorkommende Augenerkrankung. Es handelt sich um eine wiederkehrende Entzündung der Gefäßhaut des Auges. Sie tritt in Schüben auf und mit jedem Schub wird das Auge des Pferdes etwas mehr geschädigt. Die Ursache für diese Erkrankung wird aktuell noch diskutiert, es wird aber vermutet, dass verschiedenste Erreger diesem Krankheitsbild zugrunde liegen könnten. Die periodische Augenentzündung ist, sofern sie unerkannt und unbehandelt bleibt, die häufigste Ursache für Erblindung bei Pferden und sollte daher immer tiermedizinisch abgeklärt werden. In der Regel äußert sich diese Erkrankung ebenfalls durch die oben genannten Symptome, weshalb sie eine gute Diagnostik erfordert.

Pflanzenteile auf der Weide oder andere spitze Gegenstände können in das Auge oder seine Umgebung gelangen und lösen dort eine Entzündung mit starker Reizung durch eben diesen Fremdkörper aus. Häufig fällt dies durch starke Rötung und eitrigen Augenausfluss auf und sollte schnellstmöglich behandelt werden, um Schäden der Hornhaut zu vermeiden. Denn Verletzungen der Hornhaut sorgen für einen barrierefreien Zugang für Viren, Bakterien oder Pilze und sind damit die perfekte Eintrittspforte für Erreger, die nun eine Erkrankung des inneren Auges auslösen können.

Bedeutet einen Substanzverlust der Hornhaut, welcher durch einen Fremdkörper begünstigt werden kann.

Augenerkrankungen von Hund & Katze

Insbesondere bei Hund und Katze spielt die Zucht und die dadurch zum Teil stark beeinflusste Anatomie eine große Rolle im Bereich der Augenerkrankungen. Aber auch Verletzungen des Auges sind Fälle, die in der tierärztlichen Praxis nahezu täglich behandelt werden.

Auf welche Augenerkrankungen Sie bei Ihren Haustieren vermehrt achten sollen, erfahren Sie im Folgenden.

Eine Verletzung des Auges passiert im Eifer des Gefechts schnell und wird sowohl bei Hunden, als auch bei Katzen gleichermaßen oft gesehen. Bei Katzen sind Streitigkeiten mit Artgenossen eine häufige Ursache, weil durch die spitzen Krallen kleine Verletzungen des Auges ausgelöst werden, die sich dann häufig zu einem behandlungsbedürftigen Vorstellungsgrund entwickeln. Bei Hunden werden Verletzungen des Auges häufig durch im Auge befindliche Fremdkörper ausgelöst. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Getreide-Granne im Sommer, welche sich hinter dem dritten Augenlid versteckt und dort für Entzündungen sorgt. Bitte in keinem Fall eigenständig eine Therapie beginnen, sondern erst durch den/die Tierarzt*ärztin das passende Medikament festlegen lassen.

Oder auch Hornhautulkus genannt, beschreibt einen plötzlich auftretenden Substanzverlust der Hornhaut (=Cornea) des Auges. Dieser Schaden ermöglicht Bakterien einen ungehinderten Eintritt in das Auge, was Entzündungen und Infektionen zur Folge haben kann. Diese Erkrankung tritt besonders häufig bei kurzschnäuzigen Hunderassen auf, was dadurch ausgelöst wird, dass diese Tiere aufgrund ihrer veränderten Schädelform, ein Problem mit dem vollständigen Lidschluss haben. Diese Augenerkrankung erfordert eine konsequente Medikamentenapplikation, welche durch den / die Tierarzt*ärztin genau auf Ihr Tier abgestimmt wird.

Werden je nach Art der Abweichung als Ektropium (= Ausstülpung des Lids) oder Entropium(= Einrollung des Lids) bezeichnet. Es handelt sich hierbei in der Regel um eine angeborene Anomalie, die aber durch eine chirurgische Korrektur behoben werden kann.

Eine Augenerkrankung, die durch einen Mangel an Tränenflüssigkeit ausgelöst wird und unter dem Begriff „trockenes Auge“ bekannt ist. Häufig handelt es sich um eine autoimmune Abwehrreaktion des Immunsystems gegen die Tränendrüse.  Es kann auch eine neurologische Ursachen haben, medikamenteninduziert, angeboren oder rassebedingt sein. In der Regel bedarf es einer lebenslangen Therapie mit Tränenflüssigkeitsanregenden und -ergänzenden Augentropfen um Ihr Tier vor einer Erblindung zu schützen.

Betrifft vorwiegend Hunde und wird dort auch landläufig als „Cherry Eye“ bezeichnet, weil sich die Nickhautdrüse gerötet und geschwollen wie eine kleine Kirsche im nasalen Augenwinkel vorwölbt. Dieses Krankheitsbild findet sich vorwiegend bei den kurzschnäuzigen Hunderassen, nicht selten jedoch auch bei den großen und schweren Hunderassen, wie der Mastiff oder Bernhardiner.

Ist häufiger bei Katzen als bei Hunden anzutreffen und zeichnet sich durch eine punktförmige oder diffuse Braunfärbung der Regenbogenhaut aus Es handelt sich dabei um einen pigmentierten Tumor der Iris (=Regenbogenhaut), welcher bei der Katze sehr aggressiv sein kann und zur Streuung in andere Organe neigt.  . Eine zeitnahe Abklärung von Irisveränderungen und Pigmentflecken ist daher ratsam.

Stellt eine Linsentrübung dar, die zur Erblindung führen kann. Häufig handelt es sich um eine genetische Ursache. Kann jedoch auch infolge von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, durch Verletzungen oder chronischen, inneren Augenentzündungen entstehen.

Bezeichnet eine Erhöhung des Augeninnendrucks. Es handelt sich um einen akuten Notfall da dieser Zustand hochschmerzhaft für das Tier ist und  innerhalb von wenigen Stunden zu bleibenden Schäden der Netzhaut und somit zur Erblindung des Tieres führen kann. Klassischerweise zeigt sich die Erkrankung mit einem plötzlich geröteten, trüben und vergrößertem Auge.

Augenerkrankungen von Heimtieren

Beispielsweise Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen sind nach wie vor beliebte Haustiere, die im Bereich der Tiermedizin in den letzten Jahren ein großes Feld eingenommen haben. Um unsere Heimtiere bestmöglich zu behandeln, wurde viel geforscht – auch im Bereich der Augenheilkunde.

Gerade bei den kleinen Heimtieren ist es schnell passiert – ein Stroh- oder Heuhalm piekst ins Auge und ermöglicht den Eintritt von Bakterien, die eine Entzündung des Auges und der umliegenden Strukturen verursachen können. Dies lässt sich in der Regel durch Augensalben oder Augentropfen gut behandeln, erfordert aber in jedem Fall eine tierärztliche Behandlung.

Der Tränen-Nasen-Kanal stellt eine Art Schlauchsystem dar, über welches die Tränenflüssigkeit aus dem Auge über die Nase abgeführt wird. Dieses System beginnt mit einem kleinen Pünktchen im Bereich der Bindehäute und endet dann im Inneren der Nase. Auf diesem Weg ist der Tränen-Nasen-Kanal anfällig für Verlegungen, welche dann den Abfluss der Tränenflüssigkeit beeinträchtigen können. Dies kann beispielsweise bei Zahnerkrankungen geschehen, die bei den Heimtieren häufig mit Abszessen einhergehen, welche dann für das Abdrücken dieser Kanäle sorgen. Deshalb kann ein plötzlicher Augenausfluss auch immer ein Hinweis auf eine Zahnerkrankung darstellen und sollte in jedem Fall untersucht werden.

Ist eine fortschreitende Verknöcherung des Ciliarkörpers, einem Bereich der mittleren Augenhaut. Die auslösende Ursache ist noch ungeklärt, vermutet wird ein Vitamin C Mangel, da dieser beim Meerschweinchen zu Verknöcherungen von stark durchblutenden Gewben führt. Eine Behandlung ist aktuell nicht möglich, aber da das Allgemeinbefinden des Tieres durch diese Erkrankung in der Regel nicht beeinflusst wird, ist diese auch nicht notwendig. Wichtig ist in diesem Fall allerdings, den Augeninnendruck von betroffenen Tieren im Blick zu behalten, um ein Glaukom (= erhöhter Augeninnendruck) zu verhindern, denn durch die Verknöcherungen kann der Abfluss des Kammerwassers beeinträchtigt werden. Dies sollte in jedem Fall regelmäßig kontrolliert werden.

Beschreibt eine Krankheit, die auch unter dem Begriff „Sternenguckerkrankheit“ bei Kaninchenhalter*innen bekannt ist. Hervorgerufen wird sie durch die Aufnahme des Erregers Enzephalitozoon cuniculi, welcher bei Kaninchen in der Regel das Gehirn und somit das zentrale Nervensystem befällt und für eine Kopfschiefhaltung sorgt. Er kann sich allerdings auch im Auge des Tieres ansiedeln und dort Risse in der Linsenkapsel und Abszesse in der Regenbogenhaut verursachen. Dies hat eine Entzündung des inneren Auges mit  Linsentrübung (=Katarakt) zur Folge.

Augenerkrankungen von Ziervögeln & Reptilien

Optisch sind sie offensichtlich sehr unterschiedlich, aber entwicklungsgeschichtlich und anatomisch liegen diese beiden Arten relativ nah beieinander. Daher ähneln sich auch die Augenerkrankungen dieser Tiere sehr. Da diese, zumeist exotischen Tiere, eine sehr besondere Haltung erfordern, kann eine Optimierung der Haltungsbedingungen häufig schon vorbeugend wirken. Die Symptome sind aber auch bei diesen besonderen Tieren nahezu identisch.

Kann durch diverse Einflüsse hervorgerufen werden – Erreger, mechanische Verletzungen oder Zugluft und tritt häufig in Kombination mit einer Keratitis (=Hornhautentzündung) auf. In der Regel lassen sich diese Augenerkrankungen mit den korrekten Salben und Tropfen gut behandeln. Allerdings sollte die Auswahl dieser Medikamente in jedem Fall von Ihrem*r Tierarzt*ärztin getroffen werden.

Ist eine Linsentrübung, welche die Sehfähigkeit beeinträchtigen kann. Auch bei Vögeln und Reptilien mittlerweile eine „Alterserscheinung“.

Die besonderen Ansprüche dieser Tiere enden auch bei der Ernährung nicht, und ein Mangel an Vitamin A kann zu einer Beeinflussung der Sehfähigkeit führen. Diese Erkrankung sollte besonders bei Wasserschildkröten und Chamäleons berücksichtigt werden und kann durch Fütterung von Vitamin A haltigen Futterzusätzen behandelt werden. Sichtbar wird diese Erkrankung durch Ablagerung einer käsigen Masse im Auge, welche häufig von einer Konjunktivitis begleitet wird.

Äußert sich durch vermehrten Tränenfluss.

Besonders bei Vögeln werden Augenerkrankungen häufig durch Chlamydien ausgelöst. Dies erfordert eine antibiotische Therapie.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesen Tieren um außergewöhnliche Haustiere handelt, die eine spezielle tiermedizinische Betreuung benötigen. Deshalb suchen Sie bei Augenerkrankungen bitte immer Ihre*n Tierarzt*ärztin auf und lassen Ihren exotischen Liebling dort behandeln.

Behandlung von Augenerkrankungen

Nachdem das Auge Ihres Tieres umfassend untersucht wurde, wird mit Ihnen die individuelle Therapie besprochen und ein Behandlungsplan erstellt. In der Regel wird mit einer konservativen Behandlung begonnen. Dies bedeutet den Einsatz von Augensalben oder Augentropfen, welcher durch Sie als Besitzer*in zuhause durchgeführt werden kann.

An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass die Auswahl diese Medikamente am Auge sehr gezielt getroffen werden und ein Hornhautdefekt vor Behandlungsbeginn immer ausgeschlossen werden muss!

Bei starken Schmerzen kann Ihrem Vierbeiner durch ein orales Schmerzmittel zusätzlich Erleichterung verschafft werden.

Durch diese konservative Art der Behandlung wird den meisten Tieren nachhaltig geholfen.

Einige Erkrankungen des Auges charakterisieren sich allerdings durch immer wiederkehrende (= rezidivierende) Schübe und bei diesen kann eine chirurgische Intervention nötig sein, um Ihrem Liebling wieder ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen.

Sie möchten mehr über Augenheilkunde in der Tiermedizin erfahren? Dann vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem / Ihrer Tierarzt*ärztin und lassen sich individuell für Ihr Tier beraten.